Dr. Motte – ein Priester, Schamane, Psychotherapeut, Führer, Hirte?
Die Bundeszentrale für politische Bildung widmet das aktuelle Heft APuZ (52/2008) dem Thema Idole – Kult. In diesem Zusammenhang ist eine populär-/kultur-soziologische Analyse zum Berufsbild des Techno-DJs abgedruckt.
Meine anfängliche Begeisterung dafür, dass sich die Redaktion der APuZ entschieden hat
a) unter der Überschrift Idole – Kult (gleichgestellt mit Religion, dem Papst und Lady Di) über Techno-DJs zu berichten und
b) diesen Bericht von Soziologen (und nicht etwa Musikwissenschaftlern) verfassen zu lassen,
ist nach der Lektüre einem großem WARUM gewichen.
Die Soziologie ist im Allgemeinen dafür bekannt, dass ihre Fachsprache frühesten nach dem absolvierten Grundstudium zugänglich erscheint. Hinzu kommt – meiner Erfahrung nach – die Regel zum Tragen, dass je populärwissenschaftlicher der Gegenstandsbereich ist, desto komplizierter die Sprache, auf die zurückgegriffen wird.
Der Text zum Techno-DJ von Dr. Ronald Hitzler und Dr. Michaela Pfadenhauer ist stellenweise ein Paradebeispiel hierfür. Denn anders ist das Zustandekommen solcher von Fremdwörtern durchsetzen Kettensätze nicht zu erklären:
In der Feststellung, dass Interaktionen keineswegs nur Beiwerk seiner Arbeit sind, begründet sich unsere hier forcierte Konzentration auf das, was der DJ – jenseits aller publikationsnotorischen Euphemisierungen, Mystifizierungen und Mythisierungen – „on stage“ unter welchen Bedingungen tatsächlich tut. Denn durch das, was er tut, wenn er seine Arbeit so macht, wie er sie nach den in der Szene geltenden Kriterien machen sollte, unterscheidet sich der Techno-DJ zum Beispiel signifikant von den – auch für Nicht-Hiphopper höchst beeindruckenden – „l’art-pour-l’art“-Virtuositäten, wie sie speziell Hiphop-DJs in ihren bekannten „battles“ demonstrieren […].
Eine kultursoziologische Analyse des DJ-ing hätte ich mir gefallen lassen; nur ist der Text leider nicht konsistent und liefert stattdessen seitenlang Banalitäten über die Clubkultur und das Handwerk eines DJs, die jedem Fünftklässler bekannt sind.
So konstatieren die Autoren beispielsweise, dass DJ Motte von seinen Fans als
DJ – Priester, Schamane, Psychotherapeut, Führer, Hirte und so manches andere mehr
wahrgenommen wird.
Der Gipfel der Banalität ist erreicht, wenn die berufsbedingten Gesundheitsrisiken des DJ-Berufes benannt werden:
Je nach Höhe der Arbeits- und der vorgesehenen Stellfläche für die Plattenkoffer wird dem DJ nicht selten eine ständig gebückte Haltung abverlangt, die sich über die Dauer des Sets als körperlich ausgesprochen strapaziös erweisen und chronische Rückenerkrankungen zu Folge haben kann.
Dem Versuch, sich aus kultursoziologischer Perspektive der Lebenswelt der jugendlichen Club-Kultur zu nähern, wird dieser Text nicht gerecht. Die Lektüre des Artikels ist ungefähr so spannend wie die des Wikipedia-Artikels zum Periodensystem.
Meine Empfehlung: lieber selber in den Club gehen und eine teilnehmende Beobachtung wagen.
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